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Dental News

durch Klaus Lenser

Pandemie erschwert Hilfseinsätze im In- und Ausland

Konferenz Hilfsorganisationen der Bundeszahnärztekammer im Zeichen des Coronavirus

Die Corona-Pandemie hat die Arbeit der zahnärztlichen Hilfsprojekte und -organisationen deutlich erschwert und verkompliziert. Viele Einsätze mussten mindestens zeitweise sogar komplett eingestellt werden. Dies wurde auf der Konferenz Hilfsorganisationen der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) deutlich, die am 12. März mit rund 50 Teilnehmenden digital stattfand.

Innerhalb Deutschlands war vor allem zu Beginn der Pandemie der Mangel an Schutzausrüstung ein Problem für die Freiwilligenpraxen, die Menschen ohne Zugang zur regulären Gesundheitsversorgung behandeln. Im Ausland konnten geplante Hilfseinsätze wegen Reisebeschränkungen nicht durchgeführt werden.

„Die Pandemie verschärft soziale Ungleichheiten im Inland und in noch größerem Maße im Ausland, sie wirkt wie ein Brennglas“, sagte BZÄK-Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Oesterreich. „Die Einschränkungen waren und sind ein großes Problem. Dennoch haben Zahnärztinnen und Zahnärzte in dem durch Corona sehr engen Rahmen geholfen, wo es möglich war.“

Dr. Karsten Heegewaldt, BZÄK-Vorstandsreferent für Soziale Aufgaben/ Hilfsorganisationen, ergänzte: „Fortschritte bei der Pandemiebekämpfung bedeuten auch, dass wieder mehr Hilfseinsätze möglich sind. Allein deshalb hoffe ich, dass wir beim Impfen und der Entwicklung einer effektiven Teststrategie zügig vorankommen. Damit die engagierten Zahnärztinnen und Zahnärzte ihre ehrenamtliche Arbeit bald wieder im vollen Umfang aufnehmen können.“

Hintergrund:

Das soziale und gesellschaftliche Engagement der deutschen Zahnärzteschaft ist umfangreich: In Deutschland sind viele Zahnärzte in ihrer Freizeit sehr engagiert, versorgen z.B. Obdachlose oder Geflüchtete ehrenamtlich.

Viele zahnärztliche Hilfsorganisationen setzen sich auch in internationalen Projekten ein, unterstützen weltweit Menschen bei akuten Katastrophen oder in Krisenregionen bzw. engagieren sich in der Aufbauhilfe wie dem Bau von medizinischen Einrichtungen oder Schulen.

Auf einer interaktiven Weltkarte kann nach Ländern und Projekten der zahnärztlichen Hilfsorganisationen im BZÄK-Netzwerk gesucht werden. Informationen zu diesen rund 70 zahnärztlichen Hilfsorganisationen::
www.bzaek.de

 


 

Gute Mundhygiene – so wichtig wie noch nie

Universitätsklinikum Münster

Aus Angst, sich auf dem Weg oder in der Zahnarztpraxis mit SARS-CoV-2 zu infizieren, sagen Patienten in der Pandemie überdurchschnittlich oft ihren Prophylaxe-Termin ab. Dabei ist eine intakte Mundhygiene, insbesondere für Parodontitis-Patienten, immens wichtig.

Wieso parodontale Entzündungen im Mundraum ein bis zu 8-fach höheres Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf verursachen können, erklärt Prof. Dr. Benjamin Ehmke, Direktor der Klinik für Parodontologie und Zahnerhaltung am UKM (Universitätsklinikum Münster).

Herr Prof. Ehmke, wie hängen Parodontitis, also eine Entzündung des Zahnbettes, und COVID-19-Infektionen zusammen?

Prof. Dr. Benjamin Ehmke: Die Eintrittspforte für das SARS-CoV-2-Virus ist neben der Nase auch die Mundhöhle. Genau in diesem Bereich bestehen bei Zahnfleischerkrankungen chronische Entzündungen. Gleichzeitig ist auch eine COVID-19-Infektion durch eine systemische Entzündung im Körper charakterisiert, sodass beide Prozesse gewisse Gemeinsamkeiten haben. Das wiederum kann Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf bei COVID-19 haben.

Heißt das, dass Patienten mit Parodontitis ein höheres Risiko haben, schwer an COVID-19 zu erkranken?

Ehmke: Ja.In einer aktuellen, internationalen Studie konnte gezeigt werden, dass Patienten mit Parodontitis, unabhängig von anderen Risikofaktoren wie Herzerkrankungen, Bluthochdruck oder Diabetes, ein bis zu 8-fach höheres Risiko haben, einen ungünstigen Verlauf der COVID-19-Infektion zu entwickeln. Das heißt, diese Patienten sind häufiger intensivpflichtig oder müssen beatmet werden.

Aber warum erkranken Parodontitis-Patienten leichter an COVID-19 bzw. haben häufiger schwere Komplikationen?

Ehmke: Da gibt es unterschiedliche Hypothesen. Ist das Zahnfleisch entzündet, könnte das Virus leichter in die Zellen eindringen. Andererseits können Bakterien, die eine Zahnfleischentzündung verursachen, einen Bakterienfilm auf Zahnfleisch und Zähnen bilden, an dem sich dann andere Bakterien festhalten können. So können sich Bakterien, die beispielsweise eine Lungenentzündung verursachen, in der Mundhöhle ansiedeln. Ist der Patient durch COVID-19 geschwächt, kann die bakterielle Lungenentzündung ausbrechen und zu einem schweren Infektionsverlauf und Komplikationen führen.

Was raten Sie derzeit Patienten, die unter Zahnfleischbluten, Zahnfleischrückgang oder Mundgeruch leiden oder bereits eine diagnostizierte Parodontitis haben?

Ehmke: Auf jeden Fall sollten sie trotz Pandemie ihren Zahnarzt aufsuchen und die regelmäßigen Termine zur Prophylaxe wahrnehmen. Bereits mit Parodontitis diagnostizierte Patienten sollten zudem alle drei bis vier Monate ihre Zähne professionell reinigen lassen. Gerade bei älteren Patienten konnte hierdurch gezeigt werden, dass das Auftreten von Lungenentzündungen geringer wird. Insofern ist für diese Patientengruppe die regelmäßige Nachsorgebehandlung beim Zahnarzt auch in Pandemie-Zeiten medizinisch sehr sinnvoll.

Was entgegnen Sie Skeptikern?

Ehmke: Alle Praxen verfügen über umfangreiche Hygienekonzepte, haben zusätzlich teilweise in Luftfilter investiert. Mundspülungen vor der Behandlung reduzieren wiederum die Viruslast im Rachenraum und schützen damit auch das Personal. Bei uns in der Zahnklinik hat es bisher keine bekannte Infektion zwischen Mitarbeitenden und Patienten gegeben. Deshalb sollte derzeit niemand den Weg zum Zahnarzt scheuen – insbesondere nicht bei bestehenden Problemen an Zahnfleisch oder Zähnen.

Haben Sie abschließend noch einen Tipp, was jeder Einzelne zuhause tun kann, um eine gute Mundhygiene zu fördern und Entzündungsherde zu verringern?

Ehmke: Kurz gesagt: Zweimal am Tag die Zähne putzen, abends auch die Zunge mit der Zahnbürste bürsten. Und idealerweise auch noch die Zahnzwischenräume jeden Tag mit Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten reinigen. All das sorgt für eine gute Mundhygiene, verringert eine Zahnfleischentzündung und zerstört den gefährlichen Bakterienfilm auf den Zähnen.

Gute Mundhygiene.odt



Universitätsklinikum Münster