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Fachkonferenz der SPD-Bundestagsfraktion in Berlin

durch Klaus Lenser

Am 21.09.23 trafen sich Mitglieder der Bundestagsfraktion, Verantwortliche aus dem Drogen- und Suchtbereich und Vertreter der Wirtschaft zu der Fachkonferenz zu „Maßnahmen für eine effektive Alkoholprävention in Deutschland“. Gemäß des jeweiligen Hintergrunds wurde ein breiter Fächer aufgespannt zwischen strikten gesetzlichen Ver- und Geboten und eigenverantwortlichen Maßnahmen.

Nach der äußerst sympathischen Begrüßung durch den Fraktionsvorsitzenden Dr. Mützenich führten die Experten mit pointierten Plädoyers in die Diskussion. Prof. Hanewinkel (IFT Nord, Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung) unterlegte die Forderung nach Handlungsbedarf mit vielen Zahlen, die zeigen, dass trotz Rückgang es schädlichen Konsums v.a. durch Jugendliche, Deutschland dennoch bzgl. des Alkohols ein Hochkonsumland sei. Bemerkenswert ausgewogen war allerdings, dass er einen geringen Konsum (wie 10-12 Gramm Alkohol/Tag für Frauen und das Doppelte für Männer) als risikoarm einstufte.

Letzterem widersprach Frau Dr. Schaller vom Krebsforschungszentrum dahingehend, dass jeder Tropfen Alkohol gefährlich sei und das Risiko für Krebs erhöhe. Daher forderte sie, die Verfügbarkeit zu senken (am besten mit lizensierten Geschäften), die Werbung zu verbieten (wobei sie Selbstverpflichtungen wie die des Deutschen Werberates eine Absage erteilte), höhere Steuern und einen Gesundheitswarnhinweis wie in Irland, wo mittels Etikettaufdruck vor Leber- und Krebserkrankungen gewarnt werde.

Von li. nach re.:
Moderator Dirk Heidenblut, Dr. Katrin Schaller, Prof. Dr. Reiner Hanewinkel., Burkhard Blienert, Rita Hagl-Kehl, Carsten Träger, Daniel Bald (verdeckt)

Ähnlich sah dies auch der Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert, der die Jugendschutzgesetze als „zu weich“ einstufte und ebenfalls für Warnhinweise und Erhöhung des Mindestalters plädierte. Besonderes Augenmerk setzte er auf Alkoholwerbung, die eine Normalität des Trinkens alkoholischer Getränke schaffe, was abzulehnen sei.

Zwischen Verboten und Selbstverpflichtung
Äußerst positiv haben die Teilnehmer empfunden, dass genügend Zeit eingeplant war für Fragen aus dem Auditorium. So stellte sich die Weinwirtschaft die Frage, ob ihre Kampagnen wie Wine in Moderation überhaupt positiv von der Politik wahrgenommen werden. Hier zeigte sich die unterschiedlichen Auffassungen des anwesenden Podiums. Vor allem die Sprecher der Arbeitsgruppen Umwelt, Naturschutz, Verbraucherschutz – Carsten Träger sowie für Landwirtschaft und Ernährung -Rita Hagl-Kehl- zeigten sich offen und pragmatisch. Nach dem Prinzip „alle Kampagnen die wirken – unabhängig vom Absender sind zu begrüßen. Man müsse die Bevölkerung mitnehmen“. Zudem sei das Bewusstsein für Alkohol besonders der Jugendlichen durchweg gewachsen, was auch den Kampagnen der Wirtschaft geschuldet sei. Diametral unterschiedlich sah das allerdings die Vertreterin des Krebsforschungszentrums, die der Präventionsmaßnahmen der Wirtschaft allein durch ihr Gewinnstreben jegliche Expertise absprach. Dass gerade die Weinwirtschaft bezüglich Nachhaltigkeit (und dazu gehört auch die soziale Komponente der Verantwortung) sich in vielen Vereinigungen engagiere, die kurzfristig Geld, Zeit und Manpower bedeute, aber zukunftsorientiert ist, blieb leider nicht erwähnt.

Obwohl es zwischenzeitlich nicht klar war, ob es gegen den Missbrauch ODER den Gebrauch alkoholischer Getränke ging, ist es unterm Strich auf jeden Fall positiv zu bewerten, dass man sich mit ALLEN Akteuren der Alkoholthematik austauschte und auch der Wirtschaft die Gelegenheit dafür bot. Weitere Tagungen dieser Art sind durchaus zu begrüßen.

Quelle: Deutsche Weinakademie GmbH