Piemont

Region Cuneo, Kulinarik, Kultur und herrliche Landschaften zum Radeln

durch Klaus Lenser
Alte Salzstraße

Gour-med

Das Piemont genießt nicht nur bei Weinkennern und Experten einen exzellenten Ruf. Gourmets, Küchenchefs, Hobbyköche und Trüffelliebhaber schätzen die regionalen Spezialitäten ebenso. Der Herbst mit dem Start der Trüffelsuche und Esskastanien-Ernte sind Grund für viele Genießer, ins Piemont zu kommen.

Ein lohnenswertes Ziel ist das südliche Piemont mit der Stadt und der Region Cuneo. Die kleine reizvolle Stadt mit ca. 53 000 Einwohnern ist bekannt für Kunst und Kulinarik. Für Radsportler bietet die Region abwechslungsreiche Touren von leicht bis hin zur alpinen Herausforderung.

Die keilförmig angeordnete City (Keilspitze = pizzo di Cuneo) wird 1198 erstmalig urkundlich erwähnt. Im gleichen Jahr ist auch der Dom errichtet worden. Dom und die San-Francesco-Kirche gehören zu den wenigen gut erhaltenen Gebäuden des frühen Mittelalters. Die renovierten Altstadthäuser stammen dagegen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Das Zentrum der Stadt und Treffpunkt für Einheimische und Gäste ist die große Piazza Galimberti, auf der finden die kulturellen und sportlichen Veranstaltungen von Cuneo statt.

Den Altstadtbummel durch die kleinen Gassen zur Kathedrale oder den Museen sollte man hier starten. In den 2 km langen mittelalterlichen Arkaden, die bei starker Hitze einen schützenden kühlenden Effekt bieten, wird der Bummel zu einem Abenteuer durch die kulturelle Historie, Kunst und kulinarische Vielfalt von Cuneo.

Kloster San Francesco, heute Stadtmuseum
Kloster San Francesco, heute Stadtmuseum

Die Via Roma, Cuneos älteste Straße und Genussmeile zu erobern ist ein Erlebnis, das man in bester Erinnerung behalten wird. Der Palazzo Lovera, mit dem „Il Grill del Lovera dal 1939“ gehört zu den Top-Adressen für Feinschmecker. Auf die Empfehlung von Besitzer Giorgio Chiesa, Kenner und Liebhaber von gutem Essen und exzellenten Weinen, können sich die Gäste verlassen. Alle Gerichte sind von ausgesuchter Qualität, frisch und sehr aromatisch zubereitet. Mit charmanten Worten empfiehlt der weltgewandte Grandseigneur, gelernter Koch und früherer Manager etlicher Luxushotels seine Menus und Weine. Spätestens nach dem Essen wissen die Besucher, das Giorgio Chiesa ein begabter und leidenschaftlicher Gastronom ist, dem das wichtigste glückliche Gäste sind. Die Plätze vor seinem Grill-Restaurant sind sehr begehrt, schon wegen der abwechslungsreichen Aussicht auf die Via Roma und das bunte Treiben.

Trüffelsucher und Gastronom aus Leidenschaft: Giorgio Chiesa
Trüffelsucher und Gastronom aus Leidenschaft: Giorgio Chiesa
Trüffelzeit
Trüffelzeit

Eingebettet zwischen den Flüssen Stura und Gesso am Rande der piemontesischen Alpen öffnet sich eine herrliche Landschaft mit attraktiven sportlichen Angeboten, insbesondere im Winter und ganzjährig für Mountain-Biker, die sich gerne auf ein Abenteuer einlassen.

Zum Einradeln bietet sich die Tour zum zentrumnahen „Fluss-Naturpark Parco Fluviale Gesso e Stura“ an. Der Themenpark ist als interaktive Erlebniswelt konzipiert. Das Besucherzentrum informiert über aktuelle Veranstaltungen und Ausstellungen. Schwerpunktthemen sind Bildungsaktionen zum Umwelt- und Klimaschutz. Darüber hinaus sind sensorische Tests mit interdisziplinären Aktionen für jedermann möglich. Wissenschaftliche und kulturhistorische Fragen werden ebenso behandelt wie experimentelle Aktivitäten zu Naturwissenschaften.

Eine andere etwas größere E-Bike Tour mit leichten Steigungen führt durch den Naturschutzpark „Gesso-Stura“ Richtung MondovÌ. Auf ca. 4500 ha breitet sich eine Oase für Flora und Fauna aus, die man von den deutlich gekennzeichneten Rad- und Wanderwegen sehr gut beobachten kann.

Aus dem Naturpark führt die Bike-Strecke nach Mondovì, einer historischen Altstadt. Hier sollte man nicht versäumen, die Belvedere Gärten und natürlich die gut erhaltene Chiesa della Missione zu besuchen.

Machen Sie unbedingt einen Abstecher und eine Pause in der Kloster-Ortschaft Rocca de’ Baldi. Die romantische L’Osteria del Castello erfreut jeden Gast der dort eintritt. Die Chefin kocht „à la Mama“. Man muss es erlebt haben, so gut ist das.
Ein „Weltwunder“ finden Sie in Vicoforte, unweit Mondovì, dort steht der Dom Magnificat al Santuario mit der größten elliptischen Kuppel der Welt. Der Dom ist ein Kunstwerk der Renaissance und des Barock. Die Kuppel, 75 Meter hoch mit einem Durchmesser von 35 Metern zu ersteigen ist ein Abenteuer, das man unbedingt erlebt haben muss. Man taucht ein in die Vergangenheit berühmter Kirchenmaler und Baumeister. Erstaunt und bewundernd schaut man auf die gemalte Geschichte des neuen und alten Testaments. Prachtvolle Farben, ausdrucksvolle Bilder mit emotionalen Gesichtern sind beeindruckend und ziehen Besucher in ihren Bann. Der Lichteinfall verzaubert mit Effekten, wie man sie selten erlebt. Das Bauwerk wurde von 1596 – 1733 fertiggestellt und ist heute UNESCO Weltkulturerbe. Der Aufstieg in die höchste Ebene der Kuppel ist etwas schwierig, aber die Aussicht ist eine adäquate Belohnung.

Barockkunst in der Kuppel in luftiger Höhe
Barockkunst in der Kuppel in luftiger Höhe

Eine sehr schöne Tour – für E-Mountain-Bikes – ist die Strecke über Entracque nach St. Anna di Valdieri. Kehren Sie unbedingt in der Bio Magia nelle Maritime ein. Dieses Kleinod der Ruhe ist der ideale Platz für Naturliebhaber und alle, die gerne den Alltag vergessen möchten. Lediglich vier Appartements stehen zur Verfügung. Dafür gibt es aber ganz viel Wald und Ruhe. Die Appartements sind sehr gut eingerichtet und bieten erholsamen Komfort. Für Entspannung nach einem anstrengenden Wander- oder Skitag sorgen zwei Saunen. Baden kann man unterhalb der Ferienwohnungen in dem kühlen Gebirgsbach.

Es ist einsam, aber entschleunigend!! Die Besitzer Rita und Salvatore sind Gastgeber, wie sie nur in der Einsamkeit der Berge vorkommen, höflich, freundlich, hilfsbereit und vermitteln das aufrichtige Gefühl, willkommen zu sein.

Nicht weit von hier und passend zu der naturnahen Unterkunft von Rita e Salvatore, dem Bio Magia nelle Maritime befindet sich Europas bedeutendes Forschungszentrum für Wölfe, das Centro Uomini e Lupi. In einer gut erklärenden Ausstellung erfährt man alles über die Ausweitung der Wolfspopulation in Europa. Leider haben wir in dem der Ausstellung angeschlossenen Freigelände keine Wölfe gesehen.

Für Mountain E-Biker ist die Via del Sale – eine alte Salzstraße – eine besondere Herausforderung. Die frühere Verbindung zwischen Piemont, Ligurien und Frankreich wird nicht nur von Bikern geschätzt. An bestimmten Wochentagen ist es Autos und Motorrädern erlaubt, die schmale Schotterpiste zu befahren. Abenteuerliche Kurven und Steigungen mit bis zu 14 % sind zu bewältigen. Das kostet, trotzt E-Motor-Unterstützung, Kraft, Energie und große Konzentration. Wer nicht aufmerksam ist, landet schnell neben der Piste oder stürzt einen steilen Hang hinab. Die Mutigen, die es geschafft haben, erreichen glücklich aber erschöpft die Berghütte Don Barbera und genießen die rustikalen, aber sehr schmackhaften Spezialitäten der Region. In diesem Teil des Piemonts steht Europas größter Wald aus Esskastanien-Bäumen. In der Erntezeit, Anfang Oktober bis Mitte November, begeben sich Hunderte von Menschen in die Wälder und sammeln die braunen Früchte, um sie auf dem Markt oder an die Gastronomie zu verkaufen. In den Restaurants werden in dieser Zeit Gerichte, die aus der Esskastanie zubereitet werden, angeboten. Alles dreht sich um die Baumfrucht. In weniger ertragreichen Jahren erzielen die Sammler bis zu € 400,- für 100 Kilo. Kein schlechtes Geschäft für fleißige „Waldläufer“.

Neben der Esskastanie ist die Haselnuss ein weiteres wichtiges Wirtschafts- und Handelsgut. In riesigen Plantagen reifen die Nüsse, gut bewacht, um sie nach der Ernte weltweit zu exportieren.

In der, mit erstklassigen Produkten wie Trüffel, Wein, Esskastanien und Haselnüssen u. v. m. gesegneten Region wie das Piemont ist gutes Essen eine wichtige Lebenshaltung.

Außer dem „Il Grill del Lovera dal 1939“ an der Via Roma gibt es weitere empfehlenswerte Restaurants die ausgezeichnet kochen und auf hohem Niveau mit elegantem Ambiente und dem Flair typischer italienischer Gastronomie einen Besuch lohnen.

Die Osteria Senza Fretta (Zeit nehmen, frei übersetzt) mit der Küchenchefin Daniela ist ebenso ein kulinarisches Erlebnis mit Esprit und kreativen Ideen wie das I 5 SENSI (die 5 Sinne), beide im Zentrum von Cuneo. Marco, der Mann von Küchenchefin Daniela im Senza Fretta, ist zuständig für den Service. Mit viel Leidenschaft betreiben beide ihre Osteria und begeistern die Gäste. Das mediterrane Ambiente des I 5 SENSI wirkt eher puristisch mit gepflegtem Understatement. Was aber nicht auf die Speisen zutrifft. Die Vorspeise „Pink Veal Round e Daikon“, piemontesische Ravioli gefüllt mit Kalbsragout und japanischem Rettich ist eine mediterran-asiatische Fusion die harmoniert und ein perfekter Auftakt ist. Der Hauptgang, karamellisiertes Spanferkel mit Auster lässt ahnen wie viel Potenzial der Chefkoch mitbringt. Leider kommt es nicht häufig vor, auch in Italien nicht, dass in einer so kleinen Region wie Cuneo eine erstaunliche Anzahl guter bis sehr guter Restaurants – zum Vergnügen der Gäste – ihre Leistung anbieten.

Küchenchef vom Il Nazionale: Fabio Ingallinera
Küchenchef vom Il Nazionale: Fabio Ingallinera
Tajarin Burro mit Anchovis im Il Nazionale
Tajarin Burro mit Anchovis im Il Nazionale

In Vernante, dem bekanntesten Wintersportort in den nahen Alpen, erweckt im Moment ein Restaurant mit Namen „Il Nazionale“ das Interesse von Gourmets. Küchenchef Macario Andrea interpretiert alte lokale Rezepte neu. Vieles wird vegan oder vegetarisch „umkreiert“. Die Mindestvoraussetzung für die Produkte ist Bio, lokal und frisch. Der Anspruch konzentriert sich ganz auf das Ziel möglichst schnell den ersten Michelin Stern zu bekommen. Man wird sehen!

Erschöpft aber glücklich: Mountain-Biker auf der historischen Salzstraße
Erschöpft aber glücklich: Mountain-Biker auf der historischen Salzstraße

Fotos: Gour-med

Infos:
www.cuneoholiday.com

Hotelempfehlung:
Hotel Principe di Piemonte / Cuneo
www.hotel-principe.it

Grand Palais Excelsior / Limone
www.grandexcelsior.com

Restaurants:
Il Grill del Lovera dal 1939
www.palazzolovera.com

Osteria Senza Fretta
www.osteriasenzafretta.it

I 5 SENSI
www.i5sensiristorante.it

Bio Magia nelle Marittime / Casa Vacanze
www.cuneoalps.it/en/where-to-sleep/casa-vacanze-bio-magia-nelle-marittime-detail

L’Osteria del Castello / Rocca de‘ Baldi
www.losteriadelcastello.it

Restaurant Il Nationale / Vernante
www.ilnationale.com

Mountain-Bike Guide
Diego Forneris
www.cyclingnature.it