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Moderater Weingenuss: weniger oxidativer Stress für Koronar-Patienten

durch Klaus Lenser

Dass Stress dem Herzen schaden kann, ist inzwischen Allgemeinwissen. Doch nicht nur äußerliche Stressoren sind hier relevant, sondern auch solche, die im Körperinneren entstehen und die als oxidativer Stress zusammengefasst werden. Da im Wein vielerlei Antioxidantien stecken, lag die Frage nah, ob ein moderater Weingenuss sich günstig auswirken kann. Eine Antwort kommt aus Griechenland.

Es ist die erste Studie, die direkt an Patienten mit Koronarer Herzkrankheit untersuchte, ob ein moderater Weingenuss oxidativen Stress reduzieren kann – und falls ja, ob dies am Alkohol oder an den bioaktiven Begleitstoffen im Wein liegt. Dazu wurden im Rahmen einer achtwöchigen Intervention verschiedene Substanzen im Blut und im Urin der Patienten analysiert, die als aussagekräftige Marker für oxidativen Stress gelten: oxidativ geschädigte Proteine und Fette sowie oxidativ geschädigte Bausteine der Erbsubstanz (DNA und RNA). Außerdem maßen die griechischen Wissenschaftler die Aktivitäten verschiedener antioxidativer Enzyme im Blut ihrer Patienten, die der körpereigenen Abwehr von oxidativem Stress dienen (z. B. Superoxid-Dismutase und Glutathion-Peroxidase). Zur Sicherheit wurden auch die Blutfette und verschiedene Leberwerte untersucht.

Gute Nachrichten für Weintrinker

Nachdem die 64 Teilnehmer, allesamt männliche Patienten aus Athener Krankenhäusern, zunächst für 15 Tage auf alkoholische Getränke verzichtet hatten und nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen eingeteilt worden waren, begann die eigentliche Intervention:

Ein Drittel der Probanden blieb auch die nächsten 8 Wochen abstinent, ein Drittel trank während der Studienzeit täglich zum Mittag- oder Abendessen 0,2 l eines Cabernet Sauvignons und das dritte Drittel trank 71 ml eines traditionellen griechischen Tresterbrands (Tsipouro). Sowohl die Spirituose als auch der Wein lieferten 27 g Alkohol täglich. Somit konnten die Forscher erkennen, ob und welche Effekte der Alkohol hat (Spirituose) oder ob sich etwaige Änderungen auf die bioaktiven Inhaltsstoffe des Weines zurückführen lassen.

Was kam heraus? Zunächst einmal zeigten sich keine negativen Effekte auf die Blutfett- und auf die Leberwerte. Die Aktivitäten der antioxidativen Enzyme der Teilnehmer veränderten sich ebenfalls nicht. Doch bei zwei wesentlichen Markern für oxidativen Stress kam es zu signifikanten Veränderungen – und die unterschieden sich zwischen den beiden alkoholischen Getränken erheblich: Während die Menge oxidativ geschädigter Bausteine der Erbsubstanz (DNA und RNA) im Urin durch den Konsum der Spirituose nach acht Wochen um ein Drittel angestiegen war, war sie bei Weinkonsum signifikant gesunken (um 24 % nach vier Wochen und um 15 % nach acht Wochen)! Auch bei einem zweiten Marker, den oxidierten Proteinen im Blut, schnitt der Weingenuss deutlich positiver ab: signifikant um rund 10 bzw. 16 % gesunkene Stressmarker, während die Spirituose den Marker um 18 % ansteigen ließ.

Und was ist mit den Weintrinkerinnen?

Die Autoren sehen mit ihren Ergebnissen die Annahme bestätigt, dass die bioaktiven Komponenten des Weines auch bei bereits bestehender Koronarer Herzkrankheit den oxidativen Stress senken und sogar negative Effekte des Alkohols ausgleichen können.

Ob die hier beschriebenen positiven Effekte eines moderaten Genusses auch für Weintrinkerinnen gelten sowie für andere Herz- und Gefäßerkrankungen, das müssen nun weitere Studien zeigen. Zudem sollten die Effekte von Weißwein und Sekt auf oxidativen Stress untersucht werden, denn auch sie enthalten bioaktive Begleitsubstanzen und könnten daher ebenfalls günstige Effekte haben.

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Quelle: Choleva, M et al.: Effect of Moderate Wine Consumption on Oxidative Stress Markers in Coronary Heart Disease Patients. Nutrients 2022;14:1377
 
Erstellt am 14.06.2022 Quelle DWA (Deutsche Wein Akademie)
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