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durch Klaus Lenser

Mehr Zahnärzte in der Versorgung – Tendenz zur Normalisierung nach 1. Corona-Jahr
Neues KZBV-Jahrbuch mit Zahlen, Daten und Fakten zur zahnärztlichen Versorgung

Mit ihren politischen Vorschlägen und zukunftsweisenden Konzepten hat die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) den Anspruch, die zahnärztliche Versorgung und damit die Mundgesundheit von Millionen von Patienten in Deutschland immer weiter zu verbessern. Zugleich setzt sie sich für die Interessen der etwa 63.000 Zahnärztinnen und Zahnärzte ein, die an der vertragszahnärztlichen Versorgung teilnehmen. Unabdingbar für die Erfüllung dieser Aufgaben ist eine umfangreiche und stabile Datenbasis mit belastbaren Analysen und Auswertungen der zahnärztlichen Versorgung. Daher erhebt die KZBV auch in diesem Jahr alle relevanten Zahlen und Informationen zum vertragszahnärztlichen Geschehen und veröffentlicht die wissenschaftlich abgesicherten Auswertungen in ihrem Jahrbuch. Aufgrund des bereits seit Jahrzehnten bestehenden hohen qualitativen Anspruchs des Kompendiums ist es ein Standardwerk der zahnärztlichen Versorgung in Deutschland.

Begeisterung für den Beruf ungebrochen – mehr Zahnärztinnen und Zahnärzte

Die Begeisterung für den zahnärztlichen Beruf ist weiterhin ungebrochen: Hiervon zeugen ein neuer Höchststand von 2.480 Approbationen in 2021 und die auf 62.962 gestiegene Zahl der vertragszahnärztlich behandelnden Zahnärztinnen und Zahnärzte.

Tendenzen der Normalisierung nach 1. Corona-Jahr

Das Abrechnungsgeschehen in der vertragszahnärztlichen Versorgung war in 2021 – nach coronabedingten Rückgängen im Vorjahr – von Normalisierungstendenzen gekennzeichnet. Basierend auf dem von Sondereinflüssen geprägten und dadurch atypisch niedrigen Abrechnungsniveau 2020 kam es im Vorjahresvergleich durch Aufholeffekte zu höheren Veränderungen bei Fallzahlen, Leistungsmenge und Abrechnungsvolumen. Das Vorkrisenniveau 2019 wurde allerdings auch in 2021 noch nicht wieder erreicht. Die Pandemie hatte aber zugleich Auswirkungen auf die Ertragssituation der Zahnarztpraxen, die in 2020 durchschnittliche Umsatzeinbußen von etwa 0,9 Prozent verzeichneten. Bei vielen Praxen sind diese Einbußen jedoch noch um einiges größer: So ging der Umsatz bei immerhin 20 Prozent der Praxen um mindestens 10 Prozent zurück.

Hohe Akzeptanz der neuen Parodontitis-Behandlungsstrecke

Die im vergangenen Jahr neu gestartete Behandlungsstrecke zur Bekämpfung der Volkskrankheit Parodontitis ist erfolgreich in der Versorgung angekommen: Nach einer durch organisatorische Umstellungsmaßnahmen kurzfristig zunächst rückläufigen Zahl von Neuplanungsfällen in der Einführungsphase lässt sich mit Blick auf die weitere, schon in das erste Halbjahr 2022 reichende Entwicklung, eine hohe Akzeptanz der neuen Leistungsstrecke feststellen, mit der die Zahnärzteschaft mittel- und langfristig Verbesserungen in der Versorgung erreichen will.

Wie stark diese positive Entwicklung durch die kürzlich mit dem neuen GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) verbundenen Restriktionen und Mittelkürzungen beeinträchtigt werden wird, gilt es in den nächsten Jahren aufmerksam zu analysieren, um im Austausch mit Politik und Kostenträgern nachhaltige Schäden für Patientinnen und Patienten abzuwenden. Die Regelungen im GKV-FinStG erscheinen auch mit Blick auf die Gesundheitsausgaben für Zahnmedizin völlig unverständlich: Der im langfristigen Vergleich kontinuierlich sinkende Anteil der auf Zahnärztinnen und Zahnärzte entfallenden Leistungsausgaben lag in 2021 bei etwa 6,2 Prozent, 20 Jahre zuvor waren es noch rund 8,9 Prozent.

KZBV-Jahrbuch 2022: Hintergrund und Bezugsquellen

Bereits seit Jahrzehnten ist das Jahrbuch der KZBV mit fachlich abgesicherten Daten und Statistiken das Standardwerk für fundierte Erhebungen rund um die vertragszahnärztliche Versorgung. Die neue Ausgabe bildet einmal mehr eine präzise Momentaufnahme von grundlegenden Strukturen und zentralen Entwicklungen ab. Das Kompendium bietet Leserinnen und Lesern nicht nur eine Fülle von Fakten, sondern unterstützt auch bei der allgemeinverständlichen Interpretation komplexer Zusammenhänge. Die aktuelle Ausgabe enthält diverse Datentabellen und Grafiken, unter anderem aus den Bereichen Gesetzliche Krankenversicherung, zahnärztliche Versorgung, Zahnarztzahlen sowie Praxisentwicklung und kann für 10 Euro zuzüglich Versandkosten über die Website der KZBV oder per E-Mail an statistik@kzbv.de im Printformat bestellt werden. Eine PDF-Datei zum Download ist unmittelbar kostenfrei verfügbar.

 




Mund-Mikrobiom kann depressiv machen

Original Titel:
A genetic association study reveals the relationship between the oral microbiome and anxiety and depression symptoms

Mundbakterien können über Schädigungen im Zahnfleisch in die Blutbahn, bei einer geschwächten Blut-Hirn-Schranke auch in das Gehirn eintreten und zu Erkrankungen führen. Sie können aber auch indirekt das zentrale Nervensystem beeinflussen. Eine Analyse von Gendaten und Patientendaten zeigte nun einen kausalen Zusammenhang zwischen Mundbakterien und Depression oder Ängsten. Das Mikrobiom, besonders des Darms, ist zunehmend als wichtig für die Gesundheit und die Aktivität des Immunsystems bekannt. Auch Effekte auf die Psyche kennt man bereits. Das Mund-Mikrobiom kennt man hingegen vor allem wegen der Zahn- und Zahnfleischgesundheit. Eine Parodontose betrifft jedoch nicht nur Zahnfleisch und den Zahnhalteapparat, sondern kann auch Bakterien ermöglichen, über Schädigungen im Zahnfleisch in die Blutbahn und bei einer geschwächten Blut-Hirn-Schranke in das Gehirn vorzudringen. Mittels entzündungsfördernder Botenstoffe kann Parodontose auch indirekt das zentrale Nervensystem beeinflussen. Wie sich das orale Mikrobiom auf die psychische Gesundheit auswirkt, ist jedoch bislang kaum untersucht worden. Besteht ein Zusammenhang zwischen dem Mundmikrobiom und Ängsten oder Depression? Die Autoren der vorliegenden Studien analysierten die Ergebnisse einer Genom-weiten Assoziationsstudie (GWAS) zum oralen Mikrobiom mit Blick auf polygenische Risikoscores von 285 Speichel-Mikrobiomen und 309 Mikrobiomen des Zungenrückens. Dabei wurden Daten von 2 984 Personen mit 2 017 Zungenrücken- und 1 915 Speichel-Proben betrachtet.

Für die Analyse selbstberichteter Ängste und Depressionen nutzten die Wissenschaftler Daten der großen UK Biobank-Kohorte, von der Gesundheitsdaten und biologische Proben (z. B. Speichel) gewonnen worden waren. Zu Ängsten konnten Ergebnisse der GAD-7-Befragung von 155 076 Teilnehmern und Angststatus-Daten von 138 709 Teilnehmern (27 898 Patienten, 110 811 Kontrollen) analysiert werden. Zur Depression wurden PHQ-9-Befragungen von 154 360 Teilnehmern und selbst-berichtete Depressionen von 157 459 Teilnehmern (76 672 Patienten, 80 787 Kontrollen) betrachtet.

Die Wissenschaftler konnten signifikante Interaktionen zwischen Speichel- und Zungenrücken-Mikrobiomen und Ängsten bzw. Depression erkennen. Dabei erwiesen sich folgende Bakterien als relevant sowohl für Ängste als auch Depression:

  • Centipeda periodontii

  • Granulicatella

  • Eggerthia (in zwei unterschiedlichen Datenbanken identifiziert)

Elemente des Mund-Mikrobioms wurden zudem nach dieser Analyse als mögliche Auslöser der psychischen Symptome gewertet.

Bakterien im Mund an der Entstehung von Depression und Ängsten beteiligt

Die Studie untersuchte systematisch den Zusammenhang zwischen Bakterien des Mund-Mikrobioms und Ängsten oder Depressionen. Auf der Basis mehrerer Datenbanken konnten Bakterien im Mund als wahrscheinlich an der Entwicklung von psychischen Erkrankungen beteiligt gefunden werden. Die genauen Mechanismen solcher Krankheitsverläufe und mögliche Wege zur Vorbeugung, beispielsweise zahnmedizinische Mittel (Parodontose-Prophylaxe), Mundhygiene und Ernährungs-Strategien, um bestimmten Bakterien die Nährstoffe im Mund zu entziehen oder gezielt zu bieten, müssen nun weiter untersucht werden.

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