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durch Klaus Lenser

Risiken neuer Materialien frühzeitig erkennen

Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB)

PTB ist Mitglied der behördenübergreifenden Arbeitsgemeinschaft „Advanced Materials“

Unter der Leitung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) will ein Expertengremium die möglichen Gesundheits- und Umweltrisiken von „Advanced Materials“ bewerten. Es soll den zukünftigen Umgang mit dieser vielfältigen und beinah unüberschaubaren Materialklasse regulatorisch und im Sinne der Risikofrüherkennung beleuchten. Das Auftaktgespräch mit teilnehmenden Personen aus Ministerien, Behörden und Forschungsinstituten fand bereits am 4. und 5. November 2020 in digitaler Form statt.

In der PTB werden mikroskopische Messmethoden, insbesondere die Rasterkraft- und die Elektronenmikroskopie, systematisch weiterentwickelt, um die Geometrie von Nanostrukturen zu erfassen. Das Bild zeigt nanoskalige Bipyramiden aus Titandioxid im Transmissionsmodus eines Rasterelektronenmikroskops: Hellfeld- und Dunkelfeld-Aufnahme (links oben bzw. unten) zusammen mit einem simulierten Bild und dem zugrundeliegenden dreidimensionalen Modell.

Die Entwicklung fortschrittlicher Werkstoffe, sogenannter „Advanced Materials“ (AMs), zu denen auch neue Nanomaterialien zählen, wird im Rahmen des Forschungsprogramms Horizon 2020 der Europäischen Union und der Materialdachstrategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Diese funktionellen Materialien haben besondere Eigenschaften auf atomarer oder molekularer Ebene und ein großes Anwendungspotenzial in Wissenschaft, Technik und Medizin. Der Terminus umfasst beispielsweise Nanomaterialien mit speziellen elektrischen oder optischen Eigenschaften oder Biomaterialien, die in der Zellkultur oder bei der Medikamentenabgabe eingesetzt werden können.

Es ist eine große Herausforderung, unter den vielen verschiedenen Materialien jene zu finden, bei denen eine berechtigte Besorgnis hinsichtlich ihrer Wirkung auf Umwelt oder Gesundheit besteht. Bei diesen muss dann geprüft werden, inwieweit bestehende gesetzliche Regelwerke greifen oder neue Handlungsoptionen gefunden werden müssen. Die Arbeitsgemeinschaft „Advanced Materials“ will zukunftsweisende Konzepte für das Screening von AMs, die Risikofrüherkennung sowie zum generellen Umgang mit AMs erarbeiten. Dabei steht eine frühzeitige behörden-, schutzgut- und ressortübergreifende Abstimmung im Mittelpunkt. Die PTB konzentriert sich dabei auf messtechnische Fragestellungen bei der zuverlässigen Charakterisierung der neuartigen Materialien.

Zur vollständigen Information des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) gelangen Sie hier.

Europäischer Expertenausschuss: Wann kommt Ponatinib zur Behandlung von chronischer myeloischer Leukämie zum Einsatz?

Original Titel:
Ponatinib in chronic myeloid leukemia (CML): Consensus on patient treatment and management from a European expert panel

Zusammenfassend rät der Expertenausschuss bei der Wahl des Tyrosinkinase-Hemmers, die genetischen Veränderungen, vorherige und gescheiterte Therapien sowie die Begleiterkrankungen jedes einzelnen Patienten zu berücksichtigen. Ponatinib sollte eingesetzt werden, wenn andere Tyrosinkinase-Hemmer unwirksam sind, z. B. bei Vorliegen einer T315I Veränderung. Auch bei einer Unverträglichkeit gegenüber anderen Tyrosinkinase-Hemmern kann auf Ponatinib zurückgegriffen werden.


Tyrosinkinase-Hemmer, oft auch Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI), sind Arzneistoffe, die zur Chemotherapie von bösartigen Tumoren eingesetzt werden. Sie binden zielgerichtet an bestimmte Eiweißstoffe und verhindern so wachstumsfördernde Signale der Krebszellen. Eine Krebserkrankung, deren Behandlung sehr auf dem Einsatz von Tyrosinkinase-Hemmern fußt, ist die chronische myeloische Leukämie (CML). Derzeit sind in der Europäischen Union (EU) fünf Tyrosinkinase-Hemmer für den Einsatz bei Patienten mit CML zugelassen: Imatinib, Dasatinib, Nilotinib, Bosutinib und Ponatinib. Die Wahl dieser Wirkstoffe zur Behandlung von CML ist oftmals schwierig, da die zugelassenen Einsatzgebiete teilweise überlappen. Die unterschiedlichen Sicherheitsprofile und Nebenwirkungen der Substanzen können die Entscheidung für einen Wirkstoff zusätzlich erschweren. Daher hat ein europäischer Expertenausschuss über den Einsatz des zuletzt, im Juli 2013, zugelassenen Tyrosinkinase-Hemmers Ponatinib beraten.

Für welche Patienten ist Ponatinib zu empfehlen?

Bei 90 % aller Patienten mit CML liegt eine Veränderung der Erbsubstanz, das sogenannte Philadelphia-Chromosom vor. Dabei sind die beiden Merkmale (Gene) BCR und ABL so verschmolzen, dass eine überaktive Variante des Eiweißstoffs ABL (eine Tyrosinkinase) entsteht. Es kommt vor, dass Patienten mit CML und Philadelphia-Chromosom eine Widerstandsfähigkeit (Resistenz) gegenüber Tyrosinkinase-Hemmern entwickeln, so dass diese unwirksam sind. Bei ca. 15 % der Patienten mit resistenter CML liegt eine bestimmte genetische Veränderung der BCR-ABL vor, die T315I genannt wird. Ponatinib hat auch in solchen Fällen, nachdem die Behandlung mit anderen Tyrosinkinase-Hemmern versagt hat, eine gute Wirkung gezeigt. Diese Vorteile müssen jedoch gegen die Risiken einer Behandlung mit Ponatinib abgewägt werden. Dazu gehören schwere Nebenwirkungen wie Bluthochdruck und Gefäßverschluss.

Höhere Risiken, aber gute Wirksamkeit auch bei resistenter chronisch myeloischer Leukämie

Der Expertenausschuss rät bei der Wahl des Tyrosinkinase-Hemmers daher, die genetischen Veränderungen, vorherige und gescheiterte Therapien sowie die Begleiterkrankungen jedes einzelnen Patienten zu berücksichtigen. Ponatinib sollte eingesetzt werden, wenn andere Tyrosinkinase-Hemmer unwirksam sind, z. B. bei Vorliegen einer T315I Veränderung. Auch bei einer Unverträglichkeit gegenüber anderen Tyrosinkinase-Hemmern kann auf Ponatinib zurückgegriffen werden.

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