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durch Klaus Lenser

Berufsverband sieht urologische Patientenversorgung gefährdet
Hygiene duldet keine Kompromisse

„In Corona-Zeiten sollte sowohl Politik als auch Krankenkassen klar sein, dass die Hygiene vorrangig behandelt werden muss – gerade im Hinblick darauf, dass Arztpraxen bald massenweise gegen Covid-19 impfen“, erklärt Dr. Axel Schroeder, Präsident des Berufsverbands der Deutschen Urologen e.V. heute in Berlin. „Es ist absolut unverständlich, warum die Hinhaltetaktik der Krankenkassen in der Hygiene-Thematik von der Politik und den Standesvertretern toleriert wird.“ Schroeder kritisiert die bislang unangemessene Vergütung der Hygienekosten in urologischen Praxen. Ein allgemeiner Hygienezuschlag war bereits bei den Verhandlungen zur Reform des EBM (Einheitlichen Bewertungsmaßstabs) 2019 zugesagt und sollte im April 2020 eingeführt werden. Auch der Corona-Schutzschirm für Praxen deckt diese Leistungen nicht ab. „Wir Urologen wollen und dürfen unsere Patienten nicht gefährden, weder durch Unterschreiten eines Hygienestandards noch durch Unterlassung von wichtigen Untersuchungen oder operativen Behandlungen“, so der BvDU-Präsident weiter. Am 17. März 2021 will sich der Erweiterte Bewertungsausschuss (E-BA) erneut zum Thema beraten.

Praxen legen seit Jahren bei der Hygiene drauf

Schon seit 2012 gelten striktere Richtlinien für die Hygiene bei der Medizinproduktaufbereitung. Sie verursachen enorme Kosten, insbesondere für ambulant operierenden Praxen. Diese Kosten werden nur durch Steigerung des Punktwertes abgebildet und somit nicht real aufgefangen. „Unter Corona sind die Ausgaben für jegliche hygienische Artikel noch einmal massiv gestiegen – beispielsweise haben sterile Handschuhe Preissteigerungen von bis zu 200 Prozent“, unterstreicht auch BvDU-Hygieneexperte Dr. Peter Kollenbach. „Zudem wird der erhebliche Mehraufwand für Hygiene-Fortbildungen von Ärzten und medizinischem Fachpersonal, Praxisbegehungen oder Validierungen aktuell weder im EBM abgebildet noch pauschal extra honoriert“, erläutert der Leiter des Sachausschusses Qualitätsmanagement und Hauptausschuss-Sprecher des Berufsverbands.

Urologen fordern eine aufwandsgerechte Abbildung der Hygienekosten

„Hygiene duldet keine Kompromisse, somit auch deren Gegenfinanzierung nicht“, betont BvDU-Präsident Schroeder. „Wir Urologen stehen für eine hochwertige und hygienisch einwandfreie Patientenversorgung. Es darf nicht sein, dass dieses hohe Gut durch die fehlende Vergütung durch die Krankenkassen gefährdet wird.“

www.urologie-gestalten.de

 


 

Mit individuellen Krebsmodellen den therapeutischen Erfolg vorhersagen

Universität Bern

Aus von Prostata-Tumoren entnommenen Biopsien haben Forschende der Universität Bern und des Inselspitals, Universitätsspital Bern sogenannte Organoide gezüchtet. An diesen kleinen Zellhaufen lässt sich die Wirksamkeit verschiedener Medikamente testen. So kann vor Therapiebeginn ermittelt werden, von welcher Behandlung die Betroffenen am ehesten profitieren.

Allein in der EU sind im letzten Jahr 78’800 Männer an Prostatakrebs gestorben. In der Schweiz ist Prostatakrebs mittlerweile die zweithäufigste Krebsart bei Männern (15% der Krebstoten). Während im Frühstadium entdeckte Tumoren durch Operation und Strahlentherapie oft vollständig entfernt werden können, verringern sich die Aussichten auf eine erfolgreiche Behandlung, wenn der Krebs weiter metastasiert hat. Derzeit können Ärztinnen und Ärzte das Ansprechen auf Medikamente oder die Therapieresistenz bei Patienten nicht vorhersagen.

Dreidimensionale Gebilde

Nun hat das Team um Marianna Kruithof-de Julio vom Urologie-Forschungslabor am Department for BioMedical Research (DBMR) der Universität Bern und Inselspital Bern einen neuen Ansatz entwickelt, mit dem sich der Therapieerfolg vorhersagen lässt. Die Forschenden haben die Resultate soeben in der Fachzeitschrift «Nature Communications» veröffentlicht. Sofia Karkampouna und Federico La Manna, die beiden Erstautoren des Fachbeitrags, mussten anderthalb Jahre an der Methode tüfteln, um aus den Biopsien von Prostata-Tumoren Krebszellen herauslösen und dann im Labor zu dreidimensionalen Zellhaufen (Organoiden) zusammenwachsen lassen zu können. Damit stehen sie im Gegensatz zu früheren Zellkulturen, wo die Zellen nur zweidimensional auf der Innenfläche

Der personalisierten Medizin den Weg ebnen

Kruithof-de Julio und ihre Mitarbeitenden haben zuerst in Organoiden von etablierten experimentellen Tumormodellen 74 verschiedene Medikamente getestet – und 13 Substanzen ausgewählt, die das Wachstum der Prostatakrebszellen am stärksten abgebremst hatten. Mit diesen Substanzen haben die Forschenden dann die Organoide von fünf Prostatakrebspatienten – zwei mit einem Tumor in einem frühen Stadium, drei mit einem fortgeschrittenen metastasierenden Tumor – behandelt. Als besonders wirksam erwies sich ein Medikament namens Ponatinib, das bisher nur für die Behandlung von Leukämien zugelassen (und für die Behandlung von Prostatakrebs noch nicht getestet) worden ist.

Der Beitrag ist leicht gekürzt weitere Details zur Publikation finden Sie hier:

Karkampouna, S., La Manna, F., Benjak, A. et al. Patient-derived xenografts and organoids model therapy response in prostate cancer. Nat Commun 12, 1117 (2021). https://doi.org/10.1038/s41467-021-21300-6

Department for BioMedical Research (DBMR)

Über 25 Jahre biomedizinische Forschung in Bern: Das Department for Biomedical Research (DBMR) der Universität Bern wurde 1994 gegründet und hat als Institut der Medizinischen Fakultät den Auftrag, Forschenden des Inselspitals, Universitätsspital Bern und der Medizinischen Fakultät eine optimale Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Die Core Facilitys entsprechen stets dem State of the Art, und die Forschenden finden im Departement bedarfsgerechte Labor- und Arbeitsplätze. Weitere Informationen

Bern Center for Precision Medicine (BCPM)  

Das Berner Zentrum für Präzisionsmedizin wurde 2019 auf Initiative und mit Unterstützung des  Kantons, der Universität Bern und der Insel Gruppe gegründet. Weitere Informationen