127. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin: „Von der Krise lernen“
Highlight-Sitzungen des 127. Internistenkongresses
Unter dem Leitthema „Von der Krise lernen“ findet vom 17. bis 20. April 2021 der digitale Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) statt. In 16 parallel laufende Kanälen – unter anderem einem englischsprachigen – werden Ärztinnen und Ärzte in insgesamt 340 Sitzungen mit rund 1100 Vorträgen über aktuelle Erkenntnisse der Inneren Medizin diskutieren. Eine Auswahl der Highlight-Themen des wissenschaftlichen Programms finden Journalisten untenstehend.
Das Jahr der Pandemie – was wissen wir aktuell über Verlauf, Versorgung und Spätfolgen von COVID-19?
Fundierte Informationen, Analysen und Einordnungen zur Coronapandemie sind das Gebot der Stunde. Denn angesichts erneut steigender Infektionszahlen wird die Pandemie zum Zeitpunkt des Kongresses weiterhin die Versorgung in Kliniken und Praxen prägen. Auf dem Kongress diskutieren Medizinerinnen und Mediziner über aktuelle Erkenntnisse rund um die Coronapandemie, etwa die verschiedenen Manifestationen von COVID-19, Modelle der Versorgung, aber auch darüber, wie sich die Coronakrise auf die Versorgung von Nicht-COVID-Patienten ausgewirkt hat – und was wir daraus für die Zukunft lernen können.
Sitzung: COVID-19 in der Inneren Medizin, Montag, 19.4.2021, 14.45 Uhr
Sitzung: COVID-19 Versorgungsaspekte, Sonntag, 18.4.2021, 9.00 Uhr
Der Klimawandel – Ernstfall für unsere Gesundheit
Noch hält die Coronapandemie die Welt in Atem. Doch am Horizont zieht mit dem Klimawandel die noch deutlich einschneidendere globale Krise herauf. Welche Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit sind gesichert? Welche Folgen wird die Klimakrise für das Gesundheitswesen haben? Was können Ärzteschaft und Kliniken konkret tun – nicht nur im Rahmen von Prävention, Diagnose und Therapie, sondern auch im Hinblick auf klimaneutrale Praxen und Krankenhäuser? Darüber diskutieren unter anderem Kongress-Präsident Sebastian Schellong, Moderator und Sachbuchautor Eckardt von Hirschhausen, Medizinethikerin Verina Wild und RKI-Präsident Lothar Wieler.
Sitzung: Klimawandel und Gesundheit – welche Verantwortung haben Ärztinnen und Ärzte? 19.4.2021, 10.45 Uhr
Sitzung: Auf dem Weg zum klimaneutralen Krankenhaus, 18.4.2021, 9.00 Uhr
Vernachlässigen wir die Psychosomatik?
Rückenschmerzen, Herzrasen, Erschöpfung – viele körperliche Beschwerden haben oft auch eine psychische Komponente. Nichtsdestotrotz gibt es diverse gefühlte und tatsächliche Hinderungsgründe für die Inanspruchnahme einer psychosomatischen Mitbetreuung: Das Grundwissen Psychosomatik ist mitunter zu gering, die Zugangswege in die psychosomatische Versorgung und die Verzahnung mit der hausärztlichen Behandlung oft schwierig oder Patienten befürchten, in die „Psycho-Ecke“ gestellt zu werden. Die wichtige Schnittstelle zwischen Innerer Medizin und Psychosomatik ist ein Schwerpunktthema des diesjährigen Kongresses.
Sitzung: „Psychosomatik: kurz und bündig“. Montag, 19.4.2021, 13.00 Uhr
Gefühlte Wahrheiten – Medizin im Postfaktischen Zeitalter
Ein grelles Schlaglicht hat die Pandemie auch auf medizinkritische Bewegungen, etwa die der Impfgegner, geworfen. Diese finden in der Krise vermehrt Zulauf und Aufmerksamkeit. Im Rahmen des Kongresses beleuchten die Jungen Internisten verschiedene aktuelle Beispiele wissenschaftsferner Diskurse – vom Hydroxychloroquin-Hype bis zum vermeintlichen Wundermittel Methadon in der Krebsbehandlung – und diskutieren, welche Bedeutung und Folgen diese für die Medizin und den praktischen Alltag von Ärzten haben.
Sitzung: „Der Internist im postfaktischen Zeitalter“, Samstag, 17.4.2021, 10.45 Uhr
Gendermedizin – Es geht um mehr als um unterschiedliche Krankheitsverläufe
Nicht nur die Anfälligkeit und die Verläufe bestimmter Erkrankungen unterscheiden sich bei Männern und Frauen. Studien zeigen auch, dass etwa bei der Behandlung eines Herzinfarkts Frauen auf allen Ebenen der Versorgung schlechter abschneiden. Die Jahrestagung richtet den Blick auf Geschlechterunterschiede bei verschiedenen Krankheitsbildern – von „Männerschnupfen“ über Gefäßerkrankungen bis hin zur Koronaren Herzkrankheit. Was wissen wir aktuell über die Unterschiede und worauf kommt es bei Prävention, Diagnostik und Therapie an?
Sitzung: Frauenherzen schlagen anders, Samstag, 17.4.2021, 14.45 Uhr
Sitzung: Geschlechtsspezifische Medizin in der Infektiologie, Dienstag, 20.4.2021, 10.45 Uhr
Statement der DIVI zur Entscheidung der MPK
23. März 2021
DIVI-Präsident Prof. Gernot Marx:
„Die Politik hat erkannt, dass wir in einer schwierigen Phase der Pandemie sind und die Impferfolge nicht gefährden dürfen. Hier können wir Intensivmediziner der MPK nur beipflichten! So sind die Entscheidungen hin zu verstärkten Notbremsen, einer Ruhephase ohne Versammlungen über Ostern und geschlossene Gastronomien hart, aber wichtig. Nur so können wir das derzeitige exponentielle Wachstum der Inzidenzen wieder verlangsamen – und auch nur so sehen wir Intensivmediziner in einigen Wochen wieder weniger Patienten auf den Intensivstationen. Unsere Zahlen steigen leider seit einigen Tagen wieder. Bereits jetzt liegen mehr als 3.100 Intensivpatienten mit COVID-19 auf der Intensivstation. So starten wir in die dritte Welle auf dem Niveau des Hochpunktes der ersten – und das macht uns trotz aller Erfahrung nach einem Jahr Pandemie als Intensivmediziner schon große Sorgen.“
„Auch wir Intensivmediziner wünschen uns Fahrpläne für die nächsten Monate. Die Zeit im Lockdown bis Mitte April ist für viele Menschen in der Bevölkerung nur auszuhalten, wenn alle sich die Möglichkeiten im Sommer bereits vor Augen führen können. Was kann unter welchen Bedingungen möglich sein? Wie viele Tests sind verfügbar? Wann ist mein Impftermin – wer diese Antworten kennt ist auch heute bereit sich besser an Regeln zu halten, um dieses große Ziel von mehr Bewegungsfreiheit nicht zu verspielen. Wer somit als Familie bereit ist sich über Ostern nicht zu treffen, weil der Glaube an das Treffen im Garten im Juni realistisch erscheint, der hilft auch sehr schwere Verläufe auf den Intensivstationen zu vermeiden. Und mehr wollen wir nicht. Unsere Patienten sind wahrscheinlich gezeichnet fürs Leben. Die sind nicht genesen, wenn wir sie entlassen. So müssen wir die Zahl der Erkrankten so gering wie möglich halten.“
Derzeit haben wir noch keine belastbaren Zahlen, dass die Patienten auf den Intensivstationen jünger werden. Was wir wissen: Der Altersdurchschnitt der ersten wie auch zweiten Welle war gleich. Durchschnittlich betrug das Alter auf den Intensivstationen etwa 68 Jahre. Mehr als 75% der Intensivpatienten sind derzeit unter 80 Jahre alt – also noch nicht durch Impfungen geschützt. Und aus der zweiten Welle wissen wir weiterhin: Die Überlebenschance der 60jährigen ist deutlich besser als die der 70jährigen. Weiterhin ist „Alter“ eines der höchsten Risiken, an Corona zu versterben. Für die dritte Welle erwarten wir aber einen deutlich jüngeren Altersdurchschnitt, da die 80jährigen zum Großteil geimpft sind. Die werden wir nicht mehr auf den Intensivstationen sehen, die sind durch die Impfung vor schweren Verläufen geschützt.“
Foto: Daniel Carreño