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Aktuelles aus der Deutschen Weinakademie

Erstmals gemeinsam untersucht: Kaffee, Tee, Wein und Sekt

durch Klaus Lenser

Wie heißt es manchmal so schön in verzwickter Lage? Abwarten und Tee trinken! Was die Lebenserwartung angeht, so ist auch das eine oder andere Tässchen Kaffee eine gute Alternative, ebenso wie ein Glas Wein oder Sekt. Wie eine neue Analyse von Daten aus Großbritannien ergab, profitieren Wein- und Sektliebhaber auch unabhängig davon, ob sie zusätzlich Kaffee oder Tee trinken.

Schon frühere Studien hatten bei maßvollem Konsum alkoholischer Getränke, insbesondere von Wein und Sekt, eine höhere Lebenserwartung bzw. eine verringerte Sterblichkeit gefunden. Auch ein regelmäßiger Tee- und Kaffeekonsum war mit verringerten Sterbezahlen verknüpft. Doch hatte bislang noch keine Studie die Effekte aller dieser Getränke miteinander in Beziehung gesetzt und untersucht, ob beispielsweise der günstige Einfluss des Weines möglicherweise durch gleichzeitigen Bier-, Tee- oder Kaffeegenuss beeinflusst wird. Eine Auswertung von Daten aus Großbritannien schließt jetzt erstmals diese Wissenslücke.

Längere Lebensdauer von Wein- und Sektgenießern
Ein deutsches Forscherteam analysierte dazu die umfangreichen Daten der prospektiven UK-Biobank-Studie, an der über 500.000 Personen aus 22 Studienorten in England, Wales und Schottland teilgenommen hatten. Die eingangs zwischen 38 und 72 Jahre alten Männer und Frauen wurden unter anderem zu ihren Trinkgewohnheiten bei Kaffee, Tee und verschiedenen alkoholischen Getränken befragt. Jene rund 354.000 Probanden, die angegeben hatten, wenigstens gelegentlich ein alkoholisches Getränk zu konsumieren, wurden in die aktuelle Auswertung einbezogen. Ehemalige Konsumenten sowie lebenslang Abstinente waren von der Hauptanalyse ausgeschlossen, denn vor allem Ex-Konsumenten können die Ergebnisse verzerren, wenn sie ihr Konsumverhalten aus gesundheitlichen Gründen verändert haben.

Das besondere an der aktuellen Studie ist, dass sie nicht nur die einzelnen Getränkearten untersuchte, sondern bei den statistischen Auswertungen zur Gesamtsterblichkeit erstmals auch die jeweils anderen Getränke mit einbezog (sogenanntes „mutual adjustment“). Denn auch Wein-, Bier- und Spirituosenkonsumenten trinken Tee oder Kaffee. Das heißt: Erstmals wurden bei Wein- und Sekttrinkern auch die Effekte von Kaffee, Tee und anderen alkoholischen Getränken eingerechnet, bei Kaffeetrinkern die Effekte von Tee, Wein, Sekt und anderen alkoholischen Getränke und so weiter.

Unabhängig voneinander günstig: Tee, Kaffee, Wein und Sekt
Die Analysen ergaben, dass der Konsum von vier Tassen Tee oder zwei Tassen Kaffee täglich mit dem geringsten Sterberisiko verbunden war. Wer weniger Tee trank, hatte sogar ein höheres Sterberisiko. Der Konsum von Weißwein, Rotwein oder Sekt zeigte eine J-förmige Beziehung zur Gesamtsterblichkeit: Sie fiel am geringsten bei Mengen aus, die 20 g Alkohol entsprachen, also bei etwa 0,2 l Wein. Wer weniger trank, hatte eine signifikant höhere Sterbewahrscheinlichkeit, bei Konsummengen bis zu 40 g Alkohol täglich fand sich kein statistischer Zusammenhang.

Ganz anders die Situation bei Konsumenten anderer alkoholischer Getränke wie Bier, Spirituosen, Cider oder Mixgetränke: Hier stieg die Gesamtsterblichkeit mit der Dosis signifikant an, insbesondere bei den Männern. Somit sprechen diese Daten dafür, dass sich ein moderater Genuss von Wein und Sekt auch unabhängig vom Kaffee- und Teetrinken und vom Konsum anderer alkoholischer Getränke günstig auswirkt. Andererseits können weder Tee, Kaffee noch Wein den ungünstigen Effekt anderer alkoholischer Getränke ausgleichen.

Sterblichkeit an anderen Todesursachen sinkt ebenfalls
Mit dem Teetrinken verringerte sich auch die Sterblichkeit an verschiedenen einzeln untersuchten Todesursachen wie Krebs und Herz-Gefäß-Erkrankungen. Sie fiel für Frauen bei 3 (Krebs) bis 10 (Herz/Gefäße) Tassen Tee täglich und für Männer bei 4 Tassen Tee pro Tag am geringsten aus.

Bei Wein- oder Sektkonsum fand sich kein Zusammenhang zur Krebssterblichkeit, während die Bevorzuger anderer alkoholischerGetränke ab 20 g (Frauen) bzw. 30 g (Männer) Alkohol täglich mit einer erhöhten Krebssterblichkeit rechnen musste.

Bei allen anderen Todesursachen inklusive den Herz- und Gefäßkrankheiten zeigte sich wieder die bekannte J-förmige Beziehung: Ein moderater täglicher Konsum zwischen 19 und 23 g Alkohol in Form von Wein oder Sekt ging bei Männern und Frauen mit den geringsten Sterberisiken einher. Dieser Effekt war bei den männlichen Bier- und Spirituosentrinkern nicht zu beobachten.

Veröffentlicht am 5.4. von der Deutschen Wein Akademie im DWA Newsletter

Den kompletten Beitrag lesen Sie unter: www.deutscheweinakademie.de