Afrika bietet mit seiner abwechslungsreichen Natur und den wild lebenden Tieren grandiose Abenteuer! Wir durchgetakteten Europäer müssen wieder lernen, den eigenen Urinstinkten zu vertrauen … und den einheimischen Guides. Das Verlassen des Autos oder der Lodge ist lebensgefährlich, denn in der Savanne lauern Löwen und Leoparden, streunen Büffel und Elefanten herum. Auch das Baden in Gewässern ist aufgrund von Krokodilen, Flusspferden und Giftschlangen nicht gesundheitsfördernd. Der Mensch ist Gast in der Natur. Die Einheimischen haben gelernt, in Eintracht mit der Wildnis zu leben.
Wir sind für zehn Tage in den schwarzen Kontinent eingetaucht und haben ein Paradies entdeckt: Botswana! Rund 80 % des Landes nimmt die Halbwüste Kalahari ein. Üppige Vegetation hingegen bereichert das 6000 km² große Feuchtgebiet Okawango-Delta im Nordwesten. Das Moremi Wildreservat macht ein Drittel des Deltas aus und sorgt nicht nur mit den „Big Five“ für den wirtschaftlich wichtigen Safari-Tourismus.
Wer den Norden Botswanas bereist, sollte einen Abstecher zum Weltnaturerbe, den Victoria Falls im Nachbarland Simbabwe einplanen. Es gibt Direktflüge von Frankfurt nach Addis Abeba und weiter zu den Victoria Falls. Was für Urgewalten stecken in den 108 m hohen und rund 1700 m breiten Wasserfällen! Von unserer Unterkunft, dem gepflegten Shearwater Explorers Village mit Restaurant, Bar und Pool, waren es knapp 15 Minuten Fußweg bis zu den Wasserfällen. Etwas aufdringlich sind die fliegenden Händler. Zwar hat Simbabwe 16 offizielle Sprachen, doch Deutsch ist nicht darunter. Also sprachen wir nur deutsch, das half! Das Getöse und die Gischt der Victoria Falls ist bis 40 km entfernt zu hören und zu spüren. Tipp, keine teuren Kameras auf den Rundgang mitnehmen, wasserdichte Handys reichen aus. Auf jeden Fall Regencapes und rutschfeste Schuhe anziehen. Erlebenswert ist auch die 198 m lange Victoria Falls Bridge die Simbabwe mit Sambia verbindet. Sie wurde von Briten entworfen und 1905 über den Sambesi errichtet. In deren Mitte bietet Shearwater Bungee-Jumping (111 m freier Fall) und Zip Line für Adrenalin-Junkies an. Ein besonderes Erlebnis ist der 15-minütige Helikopterflug (175 US$) über dem beeindruckenden Naturschauspiel.
Wir wollten abseits der Touristenpfade die typische Küche Simbabwes genießen und wurden im Dusty Road fündig. Die Inhaberin Sarah Lilford machte ihr Hobby Kochen zum Beruf und arbeitete in verschiedenen Ländern, bis sie zurück in die Heimat kam und 1998 das Restaurant Dusty Road in Victoria Falls eröffnete. So farbenfroh, wie das ungewöhnliche Restaurant hinter einer Steinmauer mit blühendem Garten ist, so bunt ist auch ihre aromatische Küche aus saisonalen und regionalen Produkten.
Jeder Gast wird mit selbst gemachten Drinks begrüßt, bevor die Ingredienzien des 4-Gänge-Menüs (35 US$) vorgestellt werden. Gekocht wird auf offenem Feuer und einem einfachen Herd, damit die Gäste die authentische Küche und Kultur Simbabwes kennenlernen. Geschirr, Gläser, Einrichtung und viele Nahrungsmittel werden von der örtlichen Kommune hergestellt, die am Umsatz beteiligt ist.
Im Dusty Road erleben alte Utensilien eine Renaissance: Hühnerkörbe sowie Metallbecher dienen als Lampenschirme, Besteck, bunte Fliesen und Bierverschlüsse sind kunstvoll in die Wände eingearbeitet und aus Autoreifen wachsen Pflanzen. Upcycling in schönster Form!
Die von Hans Soltau (Exclusive Africa Tours & Safaris) auf unsere Bedürfnisse perfekt zugeschnittene Reise führte über die Grenze ins 82 km entfernt liegende Kasane in Botswana. Die Chobe Safari Lodge zieht durch ihre zentrale Lage zwischen Flughafen und Chobe Nationalpark am gleichnamigen Fluss viele internationale Touristen an. Sie besticht durch ihr Interieur aus Holz. Im Ticketoffice werden z. B. Game Drives zu Land und zu Wasser angeboten, wobei eine Jeeptour in den Chobe National Park reicht, da man vom Boot aus viel mehr Tiere vor die Kamera bekommt. Bootsführer Isaac zeigte uns, wo sich Elefanten und Krokodile auf den Schilfinseln im Fluss aufhielten, Büffel und Antilopen tranken und große Hippo-Familien im selbigen dösten. Sie können bis zu 6 Minuten unter Wasser bleiben. Luftblasen zeigen, wohin sie auf dem Grund laufen. Die bis zu 4,5 t schweren Flusspferde gehen nachts viele Kilometer über Land zu ihren Weideplätzen. Es sind aggressive und gefährliche Tiere, wie auch die Büffel, und man sollte sie aus gebührendem Abstand bewundern.
Die Lebensader für Mensch und Tier ist zugleich Grenze zu Namibia. Der Chobe Fluss entspringt rund 1500 km entfernt im Hochland in Angola und wechselt bis zur Mündung in den Sambezi öfter seinen Namen. Nach der Unabhängigkeit von Botswana wurde der Chobe Nationalpark 1967 gegründet und bis heute auf 10.566 km² erweitert. Das Reservat am Vierländereck von Namibia, Sambia, Simbabwe und Botswana bietet einer diversitären Tierwelt – vom Buschbock über Leoparden bis Wildhund und einer bunten Vogelwelt – eine sichere Heimat und den Menschen gute Einnahmequellen.
Interessant ist auch das nahe liegende CARACAL Biodiversity Center, das sich aus Eintrittsgeldern und Spenden finanziert. Hier werden wilde Tiere versorgt, die in Lodges und öffentlichen Gebäuden gefunden oder oftmals durch Autos verletzt wurden. So wurde die Black Mamba, deren Biss tödlich ist, am Ufer der Chobe Safari Lodge gefunden. Auch eine Green Mamba, Kobra und Puffotter lagen in den Terrarien. Ein Mitarbeiter gab uns den überlebenswichtigen Hinweis: „Wenn ihr auf eine Schlange trefft, nicht weglaufen, langsam zurückweichen und vor allem den Puls flach halten. Schlangen spüren schnelle Herzschläge und greifen die potentielle Beute an.“ Im CARACAL untersuchen zudem internationale Forscher, unter welchen Umständen sich Krankheiten zwischen Menschen und Wildtieren infizieren und ausbreiten können.
Ein Buschflieger der Mack Air flog uns über das Okawango Delta, das seit 2014 UNESCO Welterbe ist, nach Maun. Von hier aus starten die Safaris ins fruchtbare Delta. Es hatte geregnet und die wenigen Sandstraßen waren mit großen Wasserlöchern gefüllt. Nach zwei Stunden erreichten wir das Mankwe Tendet Retreat, wo das Personal uns singend mit heißen Tüchern und kühlen Drinks begrüßte. Auch der Manager Johann war gekommen, um uns das Luxus-Camp im Südosten des Okawango Deltas vorzustellen. Es ist traumhaft schön – von den wilden Tieren, den charmanten Menschen und der Einrichtung!
Auf Nachhaltigkeit wird viel Wert gelegt. Die ehemalige Huntingfarm mit 80.000 Hektar Fläche grenzt im Westen ans Moremi Game Reserve und im Norden an den Chobe Nationalpark. Im Jahr 2016 brannte das Camp komplett nieder und wurde von der Wildeside Africa Botswana Shareholder während der Pandemie 2019 bis 2021 wieder aufgebaut. In den zwölf robusten Hauszelten auf Holzstelzen können bis zu 20 Gäste, nur durch Mückennetze und Planen getrennt, mitten in der Natur nächtigen. Was für ein atemraubendes Erlebnis, die nachtaktiven Tiere und deren Gerüche und Laute wahrzunehmen! Ein charmanter Pool mit Liegen vor dem offenen Restaurant und die Bibliothek mit Sofas und Schachspiel lädt nach den Ausflügen zum Relaxen ein. Einzig im Business Zelt mit Aussicht auf das Wasserloch gibt es Internetempfang. Für Camper stehen in 2 km Entfernung 30 Stellplätze zur Verfügung.
Das Mankwe Tendet Retreat umgibt ein elektrischer Elefanten-Zaun. Alle anderen Tiere können die herrliche Anlage durchqueren, was die vielen Fährten z.B. von Hyänen dokumentieren. Daher darf man zwischen Sonnenuntergang und -aufgang nur in Begleitung vom Personal aus seinem Zelt raus. Zum Schutz gibt es eine rote Tröte, eine Solarlampe und ein Funkgerät. Zum afrikanischen Sundowner fuhr uns Wildführer SK ins Gelände. Upps, nach ein paar Metern stand eine Herde Elefanten Blätter naschend zwischen den Bäumen. Neben großen Äpfeln, die als Humus neues Leben generieren, hinterlassen sie viele umgestürzte Bäume. Herden von Zebras und Antilopen galoppierten davon, wogegen die Giraffen interessiert schauten und eine einmalige Kulisse vor dem Sonnenuntergang bildeten.
Im Camp hatten die aufmerksamen Mitarbeiterinnen den Tisch für uns gedeckt. Küchenchef Simon tischte delikate Pilzsuppe, Hühnchen und Fisch mit Püree und Gemüse sowie Malva-Pudding auf. Die erste Nacht war kurz, denn unser Gamedrive mit SK startete um 6.00 Uhr. Der 43-Jährige ist ein ausgezeichneter Fährtenleser, spürt die Tiere auf und weiß Gefahren richtig einzuschätzen. Wir folgten dem Gebrüll eines Löwen, der plötzlich majestätisch aus dem Dickicht schritt, um sein Revier zu markieren. Kurz danach entdeckten wir einen Geparden. Was für ein Glück zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein!
Manager Johann möchte aus dem Stopp-Over eine Destination machen, an dem die Gäste länger verweilen. Dazu wurden 2022 Lizenzen für Game Drives bis zum 3 km entfernten Chobe River und durch das Moremi Reservat gekauft. Am frühen Morgen des Abreisetags hörten wir Löwen in der Nähe des Camps. SK lud uns auf eine rasante Fahrt ein. Gleich drei männliche Mähnenträger sonnten sich am Wegesrand, hatten aber aufgrund der schmalen Bäuche wohl keine Beute gemacht.
Zum Abschluss unserer Reise ging es nach Maun in die Island Safari Lodge. Entspannt im Mokoro sitzend, wurden wir von Polern der Okavango Mokoro Community Trust durch die Flüsse im Moremi Game Reserve gestakt. Ehemals aus dem Leberwurstbaum geschnitzt, sind die Boote heute zum Schutz der Bäume aus Glasfaser. Für die Einheimischen sind die Mokoro-Touren nahezu die einzige Einnahmequelle. Sie leben in einem Dorf mit Hütten aus Ästen und aus Lehm der Termitenbauten errichtet, ohne fließendes Wasser. Getrunken wird aus dem Fluss, als WC dienen Erdlöcher und auf der Speisekarte stehen Fisch, Hühnchen und selbst angebautes Gemüse. Solche Erlebnisse erden auch uns verwöhnte Touristen und sensibilisieren die Sinne!