News aus der Gastroenterologie April 2024
Newsletter der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) e.V.
Aus der Wissenschaft:
Die Mikrobiom-Testindustrie benötigt strengere Regulierung
Ein aktuell in „Science“ erschienenes Paper belegt: Eine wachsende Anzahl von Forschungsarbeiten deutet darauf hin, dass das Verständnis des menschlichen Mikrobioms die menschliche Gesundheit verbessern könnte. Dies hat zu einem globalen Markt für Mikrobiom-Tests geführt, die direkt an Verbraucher verkauft werden. Die Regulierung dieser Branche ist jedoch unzureichend, und viele der von den Unternehmen behaupteten Fähigkeiten, von der Norm abweichende Mikrobiome zu erkennen, sind nicht durch Forschungsergebnisse gestützt. Um Verbraucher vor Schaden durch irreführende Testergebnisse zu schützen, sollten Regulierungsbehörden Anforderungen entwickeln, um die Konsistenz und Validität von Methoden und Behauptungen zu dokumentieren und nachzuweisen. Die Studie empfiehlt, dass Unternehmen ihre Testmethoden offenlegen und die analytische Gültigkeit ihrer Tests nachweisen müssen. Zur Studie
Die DGVS hatte sich in der Vergangenheit schon mehrfach kritisch zu privat beauftragten Stuhltests zur Mikrobiomanalyse geäußert – eine Mikrobiomanalyse sollte zurückhaltend durchgeführt und nicht ohne ärztliche Beratung kritisch interpretiert werden, so die Haltung der Fachgesellschaft.
Aktuelles aus der DGVS:
DGVS warnt vor der Zerschlagung funktionierender Versorgungsstrukturen durch die Krankenhausreform
Die geplante Krankenhausreform, die noch vor der parlamentarischen Sommerpause verabschiedet werden soll, wird die Behandlungsqualität von Patienten verschlechtern, wenn – wie jetzt geplant – das NRW-Modell unkritisch übernommen wird. Das wird in einer aktuellen Publikation der Regierungskommission besonders in der DGVS betont. Nach den NRW-Kriterien wird an vielen Kliniken die Leistungsgruppe „Komplexe Gastroenterologie“ nicht identifiziert, obwohl sie die notwendigen Strukturvoraussetzungen mitbringen. Das führt zu der Fehlannahme, dass hochkomplexe Eingriffe an Leber oder Bauchspeicheldrüse an Kliniken ohne „Komplexe Gastroenterologie“ durchgeführt werden könnten. Das gefährdet die Patientensicherheit und wird dazu führen, dass qualitativ hochwertige Versorgungsstrukturen verschwinden werden.
Zur Pressemitteilung
Zur Stellungnahme
Gegen das Vergessen: Gastroenterologen in der NS-Diktatur – Erinnerung und Auftrag für die Zukunft
Am 4. März 2024 fand in Hannover das gemeinsame Symposium der DGVS und der MHH statt. Erinnert wurde an den niedersächsischen Gastroenterologen Walter Heinemann, dem die Flucht aus Deutschland gelang. Dr. Elke Gryglewski, Gedenkstätte Bergen-Belsen, gab wichtige Impulse, wie wir sicherstellen können, dass die Lehren aus der NS-Zeit auch in unserer heutigen Zeit weiterleben können. In einem Round Table wurde abschließend über die vielen und wichtigen Facetten des Projektes Gegen das Vergessen reflektiert. Die Veranstaltung steht online zur Verfügung.
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Leitlinien
Veröffentlichung der aktualisierten S3-Leitlinie „Exokrines Pankreaskarzinom“
Die Aktualisierung der S3-Leitlinie zum Pankreaskarzinom wurde zu einer Living Guideline mit regelmäßigen Updates umgewandelt. In dieser Aktualisierung wurden die Bereiche Risikofaktoren, Risikogruppen und Screening, chirurgische Therapie, palliative Therapie sowie Palliativversorgung und supportive Therapien besonders berücksichtigt. Neue Empfehlungen betreffen unter anderem das Screening bei Risikogruppen für familiäres Pankreaskarzinom, die präoperative Diagnostik bei resektablen Tumoren sowie die erweiterten Therapiemöglichkeiten wie die NALIRIFOX-Therapie und die Behandlungsmöglichkeiten in molekularen Subgruppen. Zudem wurden Empfehlungen zur Palliativversorgung, zur Erfassung von Symptomen und zur Ernährung aktualisiert sowie neue Empfehlungen zur primären Antikoagulation und zur Rehabilitation und Nachsorge hinzugefügt.
Zur Pressemitteilung der Deutschen Krebsgesellschaft und DGVS
Aktualisierte S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn“
Die Leitlinie Morbus Crohn wurde partiell aktualisiert, und neue Empfehlungen, darunter die Verwendung von Risankizumab und Upadacitinib, wurden hinzugefügt. Die überarbeiteten Empfehlungen, die unter anderem akute Schübe, Remissionserhaltung, Fisteln, extraintestinale Manifestationen und besondere Situationen wie Medikamente während der Schwangerschaft betreffen, sind im Anhang der Leitlinie detailliert aufgeführt. Eine umfassende Aktualisierung der Leitlinie ist für 2026 geplant.
Zur Leitlinie
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