Belastende Symptome bei fortgeschrittenem Krebs: Hilft Cannabidiol?
Original Titel:
Phase IIb Randomized, Placebo-Controlled, Dose-Escalating, Double-Blind Study of Cannabidiol Oil for the Relief of Symptoms in Advanced Cancer (MedCan1-CBD)
Kurz & fundiert
Mangel an Evidenz für Cannabis als Medizin: Klinische Studie der Phase 2b
Randomisiert mit Placebokontrolle über 28 Tage
144 Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung in der Palliativpflege
Cannabidiol 1 – 3-mal täglich vs. Placebo
Belastende Symptome nach 14 und 28 Tagen nicht stärker mit CBD als mit Placebo reduziert
Kein Effekt auf Opioid-Einsatz; keine signifikante Reduktion individueller Symptome (Ängste, Depression)
Studie ergibt keine Unterstützung für CBD in der Palliativversorgung bei Krebs
Eine randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie ermittelte mit 144 Patienten, ob medizinisches Cannabis (Wirkstoff Cannabidiol, CBD) belastende Symptome bei fortgeschrittenem Krebs besser lindert als die palliative Standardpflege. Das CBD-Öl verbesserte demnach die Symptomlinderung nicht mehr als das Placebo, war jedoch meist gut verträglich.
Cannabis als Medizin wird immer häufiger gefordert und eingesetzt, unterstützt von viel medialer Aufmerksamkeit. Jedoch gibt es nur wenig klare Evidenz für Cannabis oder seine Wirkstoffe als therapeutisch wirksame Substanzen. Auch ist bislang für viele Erkrankungen unklar, welche Cannabinoide, ob in Kombination oder allein, und in welcher Dosierung sie eingesetzt werden sollten, um eine mögliche Wirkung zu erzielen. Ziel der vorliegenden Studie war es zu ermitteln, ob der Wirkstoff Cannabidiol (CBD), ein wesentliches Element von Cannabis, zu einer besseren Symptomkontrolle bei Patienten mit fortgeschrittenem Krebs beitragen kann als die palliative Standardversorgung.
Zu wenig Evidenz für Cannabis als Medizin
Die Studie der Phase 2b wurde randomisiert mit einer Placebokontrolle durchgeführt. Teilnehmer waren erwachsene Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung und belastenden Symptomen (Edmonton Symptom Assessment Scale, ESAS; Gesamtwert mindestens 10/90). Mit ESAS werden 9 häufig bei Patienten in der Palliativversorgung auftretende Symptome erfragt: Schmerz, Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Depression, Ängste, Kurzatmigkeit und Wohlbefinden, mit jeweils 0 bis 10 Punkten (z. B. 0: schmerzfrei, 10: schlimmstmöglicher Schmerz). Es können jedoch auch patienten-spezifisch weitere Symptome erfasst werden.
Die Patienten erhielten ein- bis dreimal täglich CBD-Öl (100 mg/ml) in Mengen von 0,5 – 2 ml (Dosis wurde eskaliert), oder ein Placebo in der gleichen Menge und Häufigkeit. Die Behandlung erfolgte über 28 Tage. Vorrangig (primärer Endpunkt) wurde der ESAS-Gesamtwert zum Tag 14 ermittelt. Ein Ansprechen auf die Behandlung wurde als eine Abnahme des Gesamtwertes, also der zusammengefassten Einschätzung der belastenden Symptome, um mindestens 6 Punkte bis Tag 14 definiert. Als sekundäre Endpunkte wurden eine Reihe von Aspekten überprüft:
Entwicklung des ESAS-Gesamtwertes mit der Zeit
Individuelle Symptomlast (ESAS-Wert)
Patienten-bestimmte effektive Dosis der Behandlung
Einsatz von Opioiden
Gesamteindruck des Verlaufs aus ärztlicher Sicht (Global Impression of Change)
Depression, Ängste, Lebensqualität
Unerwünschte Ereignisse (z. B. Nebenwirkungen)
Belastende Symptome in der Palliativpflege: Hilft Cannabidiol?
144 Patienten nahmen an der Studie bis zum Tag 14 teil. Die Teilnehmer waren zufällig entweder der CBD-Behandlung (58 Patienten) oder dem Placebo (63 Patienten) zugewiesen worden. Die nicht-adjustierte Veränderung der Symptomlast (ESAS-Gesamtwert) ab Studienbeginn bis Tag 14 betrug mit dem Placebo -6,2 (Standardabweichung: 14,5), mit CBD -3,0 (Standardabweichung: 15,2), ohne signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungen (p = 0,24). Auch die Zahl der Patienten, die auf die Behandlung ansprachen, deren Symptomlast also um mindestens 6 Punkte sank, unterschied sich nicht signifikant zwischen Placebo und CBD (p = 0,13):
Ansprechen mit Placebo: 37 von 63 Patienten (58,7 %]
Ansprechen mit CBD: 26 von 58 Patienten (44,8 %),
Alle Komponenten des ESAS verbesserten sich mit der Zeit ohne Unterschiede zwischen Placebo und CBD. Die durchschnittliche (Median) Dosis, die die Patienten als effektiv einschätzten, betrug 400 mg mit CBD, ohne Korrelation mit der jeweiligen Opioid-Dosierung. Es konnte kein Effekt von CBD auf die Lebensqualität, auf Depression oder Ängste festgestellt werden. Unerwünschte Ereignisse traten nicht signifikant unterschiedlich zwischen den Behandlungsgruppen auf. Lediglich Atemnot wurde häufiger mit CBD angegeben. Die meisten Patienten berichteten zum Tag 14, sich besser oder viel besser zu fühlen (53 % mit CBD, 65 % mit Placebo). Zum Tag 28 waren dies 70 % der Patienten mit CBD und 64 % der Patienten mit Placebo.
Kein Behandlungsvorteil von CBD bei Palliativpatienten
Das CBD-Öl erreichte demnach keine weitere Reduktion der belastenden Symptome im Vergleich zur üblichen palliativen Pflege. Das Cannabinoid war typischerweise zwar gut verträglich, bis auf Fälle von Atemnot, aber verbesserte keine individuellen Symptome wie Depression oder Ängste sowie die Lebensqualität und reduzierte auch nicht den Bedarf an Opioiden zur Schmerzlinderung bei den Teilnehmern mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen.
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Neue Studie: Meereskiefernextrakt und ADHS
Deutliche Verbesserung der ADHS-Symptome
Pycnogenol® als nebenwirkungsarme Therapieoption
Eine neue Studie der Universität Antwerpen aus dem Jahr 2022 zeigt mit Pycnogenol®, dem Pflanzenextrakt aus der Rinde der französischen Meereskiefer, eine natürliche und nebenwirkungsarme Therapieoption auf.
ADHS ist eine der häufigsten psychiatrischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Weltweit sind ca. 5 Prozent der Kinder und Jugendlichen von ADHS betroffen, Jungen leiden dabei 3- bis 6-mal häufiger darunter als Mädchen. Als Hauptursachen werden Veränderungen der Funktionsweise des Gehirns vermutet, die im Zusammenspiel mit psychosomatischen Faktoren zu unkontrolliertem, sogenanntem hyperkinetischen, Verhalten führen. Dabei werden die auftretenden Symptome in drei Bereiche aufgeteilt:
Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwächen
Impulsive Verhaltensweisen
Ausgeprägte Unruhe
Aufgrund der genannten ADHS-Symptome kommt es bei vielen Betroffenen zu erheblichen Schwierigkeiten in wichtigen Lebensbereichen wie Familie und Schule sowie im Umgang mit Gleichaltrigen. Nicht selten ziehen diese Probleme Konflikte in zwischenmenschlichen Beziehungen nach sich.
Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2022[1] der Universität Antwerpen schloss 88 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis zwölf Jahren innerhalb eines Untersuchungszeitraums von 10 Wochen ein. Die Teilnehmer wurden je nach Medikation in drei Gruppen eingeteilt (Meereskiefernextrakt, Standardmedikation und Placebo).
Lehrer und Eltern füllten zu Beginn des Untersuchungszeitraums sowie nach fünf und zehn Wochen Fragebögen aus, unter anderem anhand der ADHS-Bewertungsskala, welche jeweils neun Unaufmerksamkeits- und Hyperaktivitäts- sowie Impulsivitätspunkte abfragt. Zu den bewerteten Kriterien gehörten neben Schwierigkeiten, Anweisungen zu befolgen sowie Aufgaben und Aktivitäten auszuüben auch Hyperaktivitäten wie mit Händen und Füßen herumzuzappeln, andere zu unterbrechen oder zu stören.
29 % Abnahme auf der gesamten ADHS-Einstufungsskala (vs. 45 % Abnahme mit Standardmedikament vs. 5 % Abnahme mit Placebo)
34 % Abnahme der Hyperaktivität/Impulsivität (vs. 36 % Abnahme mit Standardmedikament vs. 1 % Zunahme mit Placebo, siehe Abbildung 1)
25 % weniger Unaufmerksamkeit (vs. 52 % weniger mit Standardmedikament vs. 9 % weniger mit Placebo)
Auswertung der Elternbefragung nach zehn Wochen in Bezug auf die Pycnogenol®-Gruppe:
11 % Abnahme auf der gesamten ADHS-Einstufungsskala (vs. 28 % Abnahme mit Standardmedikament vs. 1 % Zunahme mit Placebo)
12 % Abnahme der Hyperaktivität/Impulsivität (vs. 28 % Abnahme mit Standardmedikament vs. 2 % Zunahme mit Placebo)
10 % weniger Unaufmerksamkeit (vs. 29 % weniger mit Standardmedikament vs. 1 % mehr mit Placebo)
Kinder und Jugendliche aus der Standardmedikament-Gruppe zeigten zwar ingesamt eine Verbesserung des ADHS-Verhaltens, erlebten jedoch bis zu fünfmal mehr Nebenwirkungen als diejenigen, die die Pycnogenol®-Ergänzung erhielten. Unter anderem wurden Appetitlosigkeit und unerwünschter Gewichtsverlust beobachtet.
Die Studie konnte zeigen, dass Pycnogenol® zwar dem herkömmlichen Arzneimittel im Bereich der absoluten Wirksamkeit nicht überlegen war, die ADHS-Symptomatik aber ebenfalls deutlich gelindert werden konnte – und dass beim Auftreten von wenig bis keinen Nebenwirkungen.
Über Pycnogenol®
Pycnogenol® ist ein natürlicher Pflanzenextrakt, der aus der Rinde der französischen Meereskiefer stammt. Es enthält eine einzigartige Kombination aus sekundären Pflanzenstoffen wie Procyanidine, Bioflavonoide und Phenolsäuren. Der Extrakt wurde in den letzten 40 Jahren umfassend untersucht und verfügt über mehr als 450 veröffentlichte Studien und Übersichtsartikel, die die Sicherheit und Wirksamkeit als Inhaltsstoff gewährleisten. Heute ist Pycnogenol® in mehr als 1.000 Nahrungsergänzungsmitteln und Gesundheitsprodukten weltweit erhältlich. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.pycnogenol.de.
[1] Weyns, A.-S. et al. (2022). Journal of Functional Foods 97: 105246 & 105247
Foto: Ifemedi