Heiner Sieger
Es war in Zeiten von hohen Corona-Inzidenzen und Greenpass eine Herausforderung. Doch das Team um Veranstalter Helmuth Köcher hatte alles perfekt vorbereitet. Und so genossen, bei bestem Herbstwetter mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein, mehr als 5.000 Teilnehmer während fünf Tagen Anfang November die 30. Ausgabe des Merano Winefestivals – auch dank hoher Sicherheits- und Hygienevorkehrungen.
Nach dem Corona-bedingten Ausfall im Jahr 2020 stand in diesem Jahr die beliebte Südtiroler Kurstadt wieder für fünf Tage im Zeichen von Wein, Spirituosen und kulinarischen Köstlichkeiten. 600 Produzenten präsentierten mit viel Herzblut und italienischer Leidenschaft das Beste aus Küche und Keller. Gegenüber früheren Veranstaltungen bedeutete das zwar rund 20 Prozent weniger Produzenten, aber auch mehr Platz und damit auch mehr Zeit, in die Gespräche mit den Produzenten und anderen Teilnehmern zu kommen, die edlen Tropfen im stilvollen Ambiente des Kurhaueses zu genießen und ausgewählte Etiketten intensiv zu erleben.
Die Veranstaltungstage waren auf drei verschiedene Zeitabschnitte aufgeteilt. So traten am 5. und 6. November jeweils 160 Produzenten im Kurhaus plus 100 in den eigens errichteten Zelten auf. Am Sonntag und Montag, dem 7. und 8.11. waren es dann nochmal 260 neue Produzenten. Parallel fand an vier Tagen die Bio@Dynamica mit jeweils 21 Produzenten – insgesamt also rund 80 – im Hotel Therme statt, mit biologisch zertifizierten Weinen und Winzern, die im biologischen Umbau befindlich sind. Die Sache rund machten weitere 100 Produzenten kulinarischer Produkte von Käse und Fisch über Foccacia und Panettone bis zu Honig und Olivenöl.
Die „Flügel der Schönheit“ erleben
Für das internationale Glamour-Event, seit 1992 ein Symbol für Exzellenz in der Food- und Weinszene, hatte unter der Leitung von The WineHunter Helmuth Köcher eine Verkostungskommission von renommierten Experten die Aussteller zuvor handverlesen. Als Besucher musste man sich dann erst mal zurechtfinden zwischen dem Meraner Kurhaus, in dem auf mehreren Stockwerken „The Official Selection“ zu verkosten war, und den zahlreichen anderen Locations wie der „Gourmet Arena“, der „Spirits Emotion Area“, der Hotel Therme Meran, dem Puccini-Theater für Side Events, den Außenräumen des „fuorisalone“ Merano WineCitylife mit Verkostungsbereichen und Erlebnis-Ständen entlang des Corso Libertà. Allein in der „The WineHunter Area“, mit einer kostbaren Sammlung von über 450 Etiketten von mehr als 400 verschiedenen Unternehmen, die sich im Kursaal präsentierten, hätte man die Tage locker komplett ausfüllen können.
Bewusst hatte Helmuth Köcher seiner Veranstaltung mit „Flügel der Schönheit“ ein recht romantisch angehauchtes Motto verpasst. „Wir haben ja das Schöne der Natur wiederentdeckt in der Covid-Zeit. Und hier wollen wir ausgiebig die Schönheit feiern, die in der Food- und Wine-Szene herrscht“, erzählt der „Wine-Hunter“ mit einem feinen Lächeln auf den Lippen.
Die Höhepunkte bei den Weinen waren vor allem die vielen neuen Rosés, die auch als Prosecci zahlreich vertreten waren, sogar ein Lambrusco-Rosé wurde kredenzt. Zu den Highlights zählten aber auch Amphorenweine, insbesondere aus dem Ursprungsland des Wein Georgien. Vertieft wurde dieser Trend auch auf dem begleitenden Kweri Symposium samt der Präsenz von Tina Kezeli, Head of Georgian Wine, die Helmuth Köcher eine 5000 Jahre alte Amphore schenkte, die während der Veranstaltung ausgestellt wurde.
Von Bioweinen zum Champagner
In der Gourmet-Arena wurden Food, Spirits und Bier verköstigt, aber auch die Campania Felix war mit einer Auswahl an Weinen und kulinarischen Köstlichkeiten aus der Region Kampanien sowie einem Showcooking mit den in Italien bekannten Pizzabäckern Gino Sorbillo, Franco Pepe, dem Barkeeper Vincenzo Pagliara und dem Sternekoch Umberto De Martino vertreten. Köchen, die inmitten der Pandemie in geschlossenen Restaurants Mittag- und Abendessen für die Freiwilligen der italienischen Croce Rossa in Bergamo zubereitet hatten. Ein besonderes Augenmerk legte das Winefestival in diesem Jahr auf Naturae et Purae bio & dynamic, die an allen Veranstaltungstagen vertreten waren und mit der Konferenz zur Gegenwart und Zukunft des Weines mit Schwerpunkt Biodynamik und resistente Rebsorten (PIWI) besonders gewürdigt wurden.
Wer nicht nur verkosten, sondern mehr über Weine, Lagen und Produktionsverfahren lernen wollte, der hatte die Gelegenheit zur Teilnahme an einem reichhaltigen Programm mit Themenvorträgen und Konferenzen, The WineHunter Talk und Podiums-Diskussionen. Im Puccini-Theater fand derweil die Noitech-Konferenz zum Thema Nachhaltigkeit im Weinbau und in Zusammenarbeit mit Colterenzio und der Präsentation seines Pinot Nero. Auch renommierte Auszeichnungen wurden verliehen, wie der „Godio Award“ an Küchenchef Rino De Candido vom Hotel Alpin in St. Vigil in Enneberg und der Preis „Im Zeichen von Zierock“ in Anwesenheit von Theo Zierock, verliehen an Clemens Lageder für Weinbau im Einklang mit den Prinzipien der Natur.
Und dann gab es auch noch die kleinen „Sidekicks“ in ausgewählten Hotels und Restaurants von Meran. Einer der Höhepunkte war hier am Sonntagvormittag im Restaurant Schloss Kallmünz die Weißwein-Verkostung von mehr als 20 feinen Etiketten der Consorzio Tutela Vini di Custoza. Für den letzten Tag hatten sich die Veranstalter dann noch eine Krönung vorbehalten: Der Catwalk Champagner war namhaften französischen Champagnerherstellern gewidmet und wurde im Beisein von Florence Guyot von Champagne Marguerite Guyot durch den Schwung einer 6-Liter-Cantina Mene-gotti angemessen präsentiert.
Fotos: Heiner Sieger, Merano WineFestival
Weitere Informationen:
www.winehunter.it
www.meranowinefestival.com